Die Geschichte
Der Turngau Münsterland wurde im Jahre 1895 gegründet. An seiner Wiege standen die Vereine TV Ahaus, TV Borghorst, TV Greven, TV Gronau, TV Lengerich, TV Münster 1862, TV Westfalia Münster, TV Rheine, TC Westfalia Rheine und TV Telgte. Diese beantragten schon 1894 ihre Loslösung aus dem schon lange bestehenden Hellweg-Märkischen Turngau, jedoch erst der 47. Turntag von Hellweg-Mark am 10. Februar 1895 billigte die Abtrennung. Ausschlaggebend für die Loslösung waren die weiten Entfernungen zwischen den münsterländischen Vereinen und denen des Gebietes Hellweg-Mark.
Erster Vorsitzender des Turngaues Münsterland wurde Wilhelm Becker aus Münster. In Anerkennung der Verdienste um das Zustandekommen der Trennung wurde der Vorsitzende des Hellweg-Märkischen Turngaues, Rektor Bartolomäus aus Hamm, zum ersten Ehrenmitglied des TGM ernannt. Damals hieß der Turngau aber noch Münsterländer Turngau. Bereits im zweiten Jahr seines Bestehens wurde das erste Gauturnfest in Rheine gefeiert.
Aus den zehn Gründervereinen waren im Jahre 1905 schon 30 Vereine geworden, die insgesamt 2.835 Mitglieder zählten, darunter bereits drei Vereine mit 116 turnenden Frauen und Mädchen.
Im Jahre 1914 - kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges - wurde der Gau mit der Ausrichtung des Landesturnfestes des Turnkreises VIIIa (Westfalen-Lippe) betraut. Es fand in glänzendem Rahmen auf dem Neuplatz in Münster mit über 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt.
Der 1. Weltkrieg lähmte alle turnerische Arbeit, aber unmittelbar danach fanden sich die alten Turnerinnen und Turner wieder zusammen. Schon 1920 gehörten 46 Vereine aus 43 Orten des Münsterlandes mit 4.975 Mitgliedern dem Turngau Münsterland an. In den folgenden Jahren blieb die Mitgliederzahl etwa konstant, da in dieser Zeit eine Anzahl Vereine gegründet wurden, die sich anderen Verbänden, besonders dem emporstrebenden Fußballverband, anschlossen.
1934/35 bedeutete einen scharfen Einschnitt in das turnerische Leben, als die Deutsche Turnerschaft und damit der Turngau aufgelöst wurde. Er wurde damals umbenannt in Turnbezirk I (Münster-Land) und dem Turnkreis Westfalen zugeordnet. In diesem Rahmen wurde der Turnbetrieb bis zur Zerstörung der Turnhallen in den Jahren 1942/43 aufrechterhalten. Dann beendete der totale Zusammenbruch Deutschlands alles turnerische Tun. Die damalige britische Militärregierung verbot ab April 1945 jedwedes Vereinsleben.
Jedoch fanden bereits im Oktober 1945 die ersten Zusammenkünfte auch der Turnerinnen und Turner des Münsterlandes statt. In dieser schweren Zeit war es das Verdienst der Turnbrüder Hans Vahle (Ahaus, später Münster) und Ernst Schiffmann (Gladbeck), daß der Münsterländer Turngau wieder gegründet werden konnte. Nachdem in zähem Bemühen von der Militärregierung die Genehmigung zur Versammlung erteilt war, fand die Neugründungsversammlung im Februar 1946 in der alten Turnerstadt Haltern statt. 70 Vertreterinnen und Vertreter aus 35 Vereinen waren bei der Neugründung zugegen und schufen den „Münsterländer Turnverband“. Erster Vorsitzender wurde Ernst Schiffmann aus Gladbeck. Auf dem 2. Turntag 1949 wurde dann Ferdinand Grindel aus Emsdetten an seiner Stelle zum Gauvorsitzenden gewählt, nachdem die Versammlung dem Gremium wieder die alte Bezeichnung „Münsterländer Turngau“ gegeben hatte.
Schon 1947 wurde in Gladbeck das 1. Gauturnfest nach dem 2. Weltkrieg - das 20. in der Geschichte des Münsterländer Turngaues - begangen, nachdem vor dem Krieg das letzte vom Münsterländer Turngau ausgerichtete bereits im Juli 1932 in Haltern stattgefunden hatte. Die turnerischen Aktivitäten im Münsterland waren in dieser schweren Zeit nach dem totalen Zusammenbruch aller Werte und Ideale richtungsweisend für ganz Westfalen. Von hier gingen die Impulse aus auf die übrigen Gaue Westfalens, die nun ebenfalls wiedererstanden.
Die Folgezeit nach den Neugründungsjahren - auch als die Zeit des „Deutschen Wunders“ bezeichnet - war von einer raschen Aufwärtsentwicklung von Turnen und Sport in der ganzen Bundesrepublik gekennzeichnet. Mit zunehmender Freizeit und der mehr und mehr verbreiteten Erkenntnis, daß die Leibesübungen auch eine gute Art der Gesundheitsvorsorge sind, wuchsen die Mitgliederzahlen unserer Turnvereine und Verbände. Aus der Zahl von 29.766 Mitgliedern in 104 Vereinen im Jahre 1965 ist bis heute die stolze Zahl von rund 72.000 Mitgliedern in mehr als 200 Vereinen geworden.